Freitag, 11. Dezember 2009

Solidaritätserklärung der Industrial Workers of the World - Allgemeine Ortsgruppe – Frankfurt/ Rhein-Main mit den AktivistInnen des Bildungsstreiks

Man kann die Sachbeschädigungen zu denen es im Zuge der Besetzung des Casinos auf dem Campus Westend kam und die die Öffentlichkeit seit letzter Woche beschäftigen, unter strategischen wie ästhetischen Gesichtpunkten als einen - sagen wir mal - weniger kreativen Beitrag innerhalb der Vielfalt der aktuellen Bildungsproteste begreifen. Aber ein paar bemalte Wände rechtfertigen in keiner Weise die brutale Räumung des Casino-Gebäudes vom 3. Dezember durch Polizeikräfte, bei der mehrere Menschen so schwer verletzt wurden, dass sie z.T. mit Knochenbrüchen im Krankenhaus behandelt werden mussten, noch delegitimieren sie den Einsatz, der am Bildungsstreik beteiligten Studierenden gegen die Zumutungen, die sich aus dem Bologna-Prozess ergeben und ihr Engagement gegen eine fortschreitende Ökonomisierung des Bildungssektors.

Eine einseitige Fokussierung auf die Sachbeschädigungen im Casino-Gebäude dient unserer Auffassung nach allein dazu, die Proteste zu kriminalisieren und von einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Positionen der Streikenden abzulenken.Wir, die Mitglieder der Basisgewerkschaft IWW, rufen dazu auf, eine Entsolidarisierung mit den Studierendenprotesten entschlossen zurückzuweisen. Wir erklären uns solidarisch mit den AktivistInnen des Bildungsstreiks, insbesondere mit den von der skandalösen Räumung des Casinos betroffenen Studierenden und dem Protestplenum der Universität Frankfurt.

In den bundesweiten Protesten für bessere Lehr- und Lernbedingungen an Schulen und Universitäten durch SchülerInnen, Lehrende und Studierende erkennen wir eine Gelegenheit, die ständische Begrenztheit einzelner Gruppeninteressen zu überwinden und Impulse für gemeinsame emanzipatorische Perspektiven aller dem gegenwärtigen Bildungssystem Unterworfenen und in ihm ihre Arbeitskraft Verkaufenden zu setzen.

Wir fordern die Unileitung dazu auf, die Strafanzeigen gegen Studierenende, Mitarbeiter und Dozierende der Universität sofort zurückzuziehen und die Einschüchterungen und leicht durchschaubaren Disziplinierungsversuche kritischer Studierender durch die im Raum stehende Androhung von Exmatrikulationen zu unterlassen.

Ein Angriff auf eine(n), ist ein Angriff auf alle!

Mittwoch, 11. November 2009

ArbeitsUnrecht in Deutschland – Anklage und Alternativen

Buchvorstellung und Podiumsdiskussion:

Herausgegeben von Werner Rügemer und erschienen im Oktober 2009

Mittwoch 18. November um 20 Uhr im Club Voltaire, Kleine Hochstr. 5

Nicht nur Niedriglohn und Hartz IV sind Unrechtssysteme. Auch die weitergehende Verletzung von Arbeits- und Sozialrechten wird in der neoliberal orientierten Gesellschaft zur systemischen Praxis, in der Unrecht stetig verrechtlicht wird. Die vom Arbeitssystem abhängigen Menschen: Arbeitnehmer, Arbeitslose oder Rentner und deren Familien – also die Mehrheit der Bevölkerung – gelten nicht als gleichberechtigte Bürger, ihre schlechtbezahlten und häufig entrechteten Arbeitsverhältnisse werden unsichtbar gemacht, sie werden von Staat, Unternehmen, Parteien und bürgerlichen Medien als zweitklassig, ja überflüssig behandelt.
Die Formen von Arbeitsunrecht sind dabei vielfältig: „Gelbe“ Gewerkschaften, die Verhinderung von Betriebsratsgründungen, Verdachtskündigungen, Zeitdiebstahl, fortgesetzte Leiharbeit, unbezahlte „Praktika“, heimliche Überwachung, Missbrauch von Ein-Euro-Jobbern zu kommerziellen Zwecken, Mobbing – diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Mit der Krise des Neoliberalismus und der exzessiven Vergabe staatlicher Mittel zur Rettung dubioser Banken droht zudem die Verschärfung von Arbeitsunrecht. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass Keime des Widerstands und Alternativen sich zu einer nationalen und internationalen Gegenbewegung entwickeln.

Werner Rügemer wird den von ihm herausgegebenen Band vorstellen, in dem AutorInnen aus Gewerkschaften, Wissenschaft und Initiativen eine umfassende Bestandsaufnahme vornehmen. Elmar Wigand und Harald Stubbe werden exemplarisch die Betriebsstrukturen, Arbeitsverhältnisse und Auseinandersetzungsformen bei Eurest / Compass Group unter die Lupe nehmen und mit den TeilnehmerInnen Widerstandsperspektiven diskutieren.

Auf dem Podium: Werner Rügemer (Business Crime Control), Elmar Wigand (Mitautor), Harald Stubbe (Betriebsrat, IWW)

Montag, 5. Oktober 2009

HOBOS, TRAMPS & BUMS

Lieder und Erzählungen aus einer Zeit als Güterzüge und Hobo Jungles
noch für Freiheit und Abenteuer, Solidarität und Aufruhr standen.

Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, SIKS, Koblenzer Str. 9 (nahe Galluswarte)


THE GRAND INDUSTRIAL BAND
Working Class Country + Blues und Radical Americana. Songs von Joe Hill, Woody Guthrie, T)Bone Slim, Florence Reese und Haywire Mac. +++ Texte von Jack London, Louis Adamic, Paul Mattick, John dos Passos, Boxcar Bertha und anderen.

Dienstag, 19. Mai 2009

Workshop: Meine Rechte am Arbeitsplatz

Samstag 6. Juni 2009 um 14:30 Uhr im SIKS (Stadtteilinitiative Koblenzer Straße), Koblenzer Str. 9 (nahe S-Bahn-Station Galluswarte)

Referent: Harald Stubbe (IWW, Betriebsrat bei Eurest)

Gerade im Zuge der Wirtschaftskrise verschärft sich zunehmend der Umgang mit den Beschäftigten in zahlreichen Betrieben, werden betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen, Leute dazu genötigt, unbezahlte Überstunden zu leisten und alle möglichen Schikanen in Kauf zu nehmen. Angst um den Job und mangelndes Wissen über die eigenen Rechte im Betrieb führen häufig dazu, sich von Chefs und Vorgesetzten Dinge gefallen zu lassen, die rechtlich fragwürdig oder schlicht illegal sind. Die steigende Anzahl von Betrieben ohne betriebliche Interessenvertretung der Lohnabhängigen und die Zunahme ungesicherter und „flexibilisierter“ Beschäftigungsverhältnisse verstärken diesen Trend der Entrechtung.
Daher wollen wir in lockerer Folge uns selbst und weitere interessierte TeilnehmerInnen über rechtliche Voraussetzungen und praktische Handlungsmöglichkeiten in Konflikten am Arbeitsplatz informieren, um handlungsfähig zu werden, Selbstvertrauen zu stärken und solidarisches Handeln zu ermöglichen.

Themen des ersten Workshops sind:

- Überstunden
- Abmahnung
- Kündigung
- Arbeitszeugnis

Der Workshop ist offen für alle Interessierten. Arbeitsmaterialien werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Kaffee und Kuchen werden ebenfalls vorhanden sein. Wir bitten um eine kurze Anmeldung per E-Mail oder Brief.

Mittwoch, 15. April 2009

Internationalistische Maifeier der IWW Frankfurt


- Redebeitrag zur Geschichte des 1. Mai
- Internationale Speisen, zubereitet von KollegInnen der Eurest-Betriebsgruppe
- Musik und Getränke
- Nette Menschen, Infos und Gespräche

Freitag 1. Mai 09 ab 18 Uhr in den Räumen des SIKS (Stadtteilinitiative Koblenzer Straße),
Koblenzer Str. 9 (nahe S-Bahn-Station Galluswarte)

Dienstag, 17. März 2009

Veranstaltung: Die vielköpfige Hydra

Buchvorstellung und Diskussion:

Peter Linebaugh / Marcus Rediker: Die vielköpfige Hydra
Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks
(auf Deutsch erschienen 2008 bei Assoziation A)

Freitag 27. März um 20 Uhr im SIKS (Stadtteilinitiative Koblenzer Straße e.V.), Koblenzer Str. 9 (nahe S-Bahn-Station Galluswarte).

Referent: Christian Frings (Köln)

In ihrem im Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten erschienenen Buch „The Many-Headed Hydra“ stellen die amerikanischen Historiker Peter Linebaugh und Marcus Rediker die Herausbildung des „atlantischen Kapitalismus“ dar. Sie beleuchten die Ursprünge und den atemberaubenden Aufstieg des frühen globalen Kapitalismus im Gebiet des „englischsprechenden Atlantiks“ vom Ende des 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, ohne den die Welt, wie sie heute ist, nicht gedacht werden kann. Unter Verwendung zahlreicher Primärquellen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Spektrums gelingt es den Autoren, die „versteckte Geschichte“ der atlantischen Kolonisation durch das aufstrebende britische Empire aus den „Fußnoten“ der Historiographie in den Mittelpunkt ihrer lebendigen Darstellung der Lebensbedingungen zu rücken.

Es ist die Geschichte der verarmten Massen, der Seeleute und Sklaven, der Schuldknechte, der einfachen Frauen, der marginalisierten Arbeiter und Bauern und all jener, die auf die sogenannten „common rights“ dringend angewiesen waren. Die Autoren weisen den schier endlosen Akten der Verstümmelung, der Exekution, des Terrors und der Knechtschaftsverhältnisse, denen europäische, afrikanische und amerikanische Arbeitskräfte ausgesetzt waren, den gebührenden Platz zu. Denn die Gewalt war, wie sie sagen, „größer, als die meisten Historiker es wahrhaben wollten“.

Im Gegensatz zur gängigen Geschichtsschreibung stellen die Autoren die Revolten und organisatorischen Anstrengungen der „multi-ethnischen Arbeiter“, die der erlittenen Gewalt etwas entgegenzusetzen versuchten, in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung. Die Armen treten als politische Subjekte in Erscheinung, anstatt als unberechenbare und politisch naive Masse abgetan zu werdenAus einer Fülle historischer Überlieferungen rekonstruieren und beschreiben die Autoren Aufstände, Streiks und Meutereien gegen das gewaltige Kolonialisierungs- und Siedlungsprojekt des Empire. Landlose, Sklaven und Entrechtete entwickelten Formen kooperativer Widerständigkeit, ohne dass dabei Fragen der nationalen Herkunft, der Hautfarbe oder des Geschlechts eine bestimmende Rolle spielten. Die Deklassierten entwarfen durchaus eigene Entwürfe eines „besseren Lebens“ ohne Ausbeutung und Gewalt.

In den Augen der jeweiligen Obrigkeit handelte es sich bei dieser unberechenbaren und oftmals unsichtbaren amorphen Unterschicht in der Tat um eine „vielköpfige Hydra“, der für jeden abgeschlagenen Kopf zwei neue wuchsen. Das Buch zeichnet die untergründige Geschichte des transatlantischen Empires auf. Im angelsächsischen Raum gilt es als Klassiker der neueren Labor History. Im Jahr 2001 wurde es mit dem International Labor History Award ausgezeichnet.

Im Anschluss an die Buchvorstellung: Wobbly-Barabend